Vor langer Zeit lebte einmal in einem Tierheim in einem weit entfernten Land ein etwas in die Jahre gekommener Hund namens Janko. Jahrelang hatte er sein Leben mehr schlecht als recht verbracht; er musste immer vollkommen unbeachtet draußen leben. Manchmal musste er hungern, im Winter fror er, im Sommer fand er kaum ein bisschen Schatten und war froh, wenn wenigstens jemand seine Wasserschüssel gefüllt hatte. Ganz früher einmal, als er noch ein niedlicher kleiner Welpe war, hatten die Kinder mit ihm gespielt, das war so toll gewesen, aber als er erwachsen war, wurde er langweilig und man überließ ihn mehr oder weniger sich selbst. Aber immerhin hatte er ein Zuhause - bis zu diesem schrecklichen Tag, als sein Herr ihn ins Auto verfrachtete und ihn ohne ein Wort des Abschieds oder gar einer streichelnden Hand im Tierheim zurückließ. Dort war es schrecklich für ihn. Stundenlang stand er wartend am Zaun, ob ihn denn sein Herr nicht wieder abholen würde und er wurde von Tag zu Tag trauriger. Um sich nicht vollends aufzugeben, fing er irgendwann das Träumen an. Er träumte vom Wasser, vom Meer, vom Atlantik mit seinen meterhohen Wellen, die laut krachend an den Strand schlugen. Immer kühner wurden seine Träume, wo er erst nur am Strand entlang gerannt war, glitt er nun nur so durch die Wellen und die Gischt. Er legte sich einen Künstlernamen zu und nannte sich Arthur. Bald war er ein berühmter Surfer, der in lässiger Pose auf dem Board stand. Alle bewunderten ihn ehrfürchtig und die Hundedamen lagen ihm nur so zu Füßen
So gingen die Jahre ins Land, bis eines Tages das Hundeschicksal an Jankos Zwingertür klopfte. "Janko, du hast bislang ein hartes, karges Leben geführt, du hast dich nie beklagt und warst stets ein vorbildlicher Hund. Zur Belohnung sollst du es nun besser haben. Du darfst sogar wählen: wenn du willst, werden deine Träume vom Atlantik wahr. Du kannst den Rest deines Lebens auf riesigen Wellen reitend verbringen"
Bei der Vorstellung wurde Janko ganz aufgeregt und sprang vor lauter Begeisterung auf und ab. Doch das Schicksal sprach weiter "Oder du kannst eine Familie haben, die dich liebt; aber das Wasser musst du dann für immer vergessen". Da wurde Janko plötzlich ganz still und seine Augen fingen an zu leuchten "wie, eine Familie für mich? Eine eigene Familie, die mich liebt? Dafür würde ich auf alles verzichten. Dafür würde ich auf den höchsten Gipfel ziehen oder in die trockenste Wüste!" Und weil Janko so bescheiden war und sich so aufrichtig freute, hatte das Schicksal ein Einsehen und gewährte ihm zwar keine riesiegen Atlantik-Wellen aber immerhin regelmäßige Ausflüge an die Wesermündung, wo er stundenlang glücklich den Wellen hinterher jagen konnte. Aber am allerglücklichsten war er darüber, dass er endlich seine Familie gefunden hatte.
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